Torsten Meiner - Floristmeister Wegen uralter Apfelbaumzweige in der Bretagne hat es Floristmeister Torsten Meiner fertig gebracht, einen Teil des Gepäcks am Urlaubsort zurück zu lassen. Er brauchte Platz im Auto, denn beim Anblick der Äste stand für ihn fest: Sie werden eine Pflanzschale schmücken. Ein Mann, der bei Islandmohn schwach wird, Bräuten aus tausenden winzigen pupurvioletten Blütenblättern der Bougainville Sträuße bindet oder Valentinstag Heuherzen mit einer einzigen Jasminblüte schmückt, muss total verliebt sein - oder, Torsten Meiner, Florist mit Leib und Seele. Seit seiner 18 Jahre währenden Ehe kann es nichts anhaben, dass der gut aussehende 41-Jährige Frauen bezaubert mit seiner Leidenschaft und Liebe für den Beruf. Obwohl der Beruf eigentlich zweite Wahl war. Denn nur durch Zufall ist er Blumenbinder geworden wie es heute heißt: Florist „Weil das Blumengeschäft in unserem Haus in Wüstenbrand nach der Wende geschlossen werden sollte, hatten sich meine Eltern entschlossen, das Geschäft samt der Beschäftigten zu übernehmen", erinnert er daran, wie alles begann. Obwohl Mutter Petra und Vater Bernd Textilingenieure sind, wagten sie diesen Schritt. Sohn Torsten, damals 23-jähriger Student, verließ den Eltern zuliebe nach sechs Semestern die Universität und ging bei den Chemnitzer Blumenbindermeisterinnen Regina Mendrala und Petra Fritzsch für drei Jahre in die Lehre. „Von den beiden habe ich viel gelernt", sagt voll Respekt der inzwischen im sächsischen Fachverband hochgeschätzte Floristmeister, dessen Geschäft nicht nur dem Namen nach eine „Werkstatt für zeitgerechte Floristik" ist: Hier arbeiten nach wie vor die Eltern, werden regelmäßig Lehrlinge ausgebildet, geht ihm die 9-jährige Aria, jüngste seiner beiden Töchter, schon sehr geschickt zur Hand.„Die Natur ist mein Meister. Ihr soll man nicht ins Handwerk pfuschen", sagt der Wüstenbrander. Auch wenn heute jede Blume zu jeder Jahreszeit herbeigeschafft werden kann, sei es am schönsten, die zu verschenken, die den nahen Frühling ahnen, den Sommer erleben lassen, sagt der mit der „Silbernen Rose" als sächsischer Landesmeister seiner Zunft und vielen anderen Medaillen Geehrte. Auf internationalen Veranstaltungen macht Torsten Meiner die deutsche Blumenbindekunst bekannt und reist regelmäßig nach Taiwan und Südkorea, wo sich junge Chinesinnen und Koreanerinnen etwas von seinem Können abgucken. Der Grund für das ungewöhnliche sächsische Engagement sei, dass es in beiden asiatischen Ländern überraschenderweise keine wirkliche Gestaltungslehre gebe. Mit Blumen einander Freude zu machen, gelte hier wie da. Im Juni wird der Floristmeister erneut auf Reisen gehen. Trotz gründlicher Beschäftigung mit asiatischer Kultur und Tradition hat er auch schon manche Überraschung bei seinem fernöstlichen Einsatz erlebt. So habe bei einem seiner ersten Seminare in Taiwan ein kunstvoll gebundener pastellfarbener Hochzeitsstrauß die Kursteilnehmerinnen eher irritiert als erfreut. Warum? Pastelltöne lassen zu viele Deutungen zu. Darum sind sie in Asien beim Hochzeitsstrauß tabu. Eindeutig müssen die Farben sein. Nur ein klares und kräftiges Rot, so belehrten ihn die Frauen weiter, stünde für Liebe, verheiße Erfolg, Reichtum und Glück. So lernt auch der Floristmeister immer wieder dazu. colori Text: Monika Schiriot
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